Raes Tagebuch, Mühtag 20ter Neth 4707

Liebes Tagebuch!
Ich habe jetzt lange auf dich vergessen, das tut mir sehr leid. Aber es ist in der Taverne eigentlich ohnedies kaum etwas passiert. Die Seefahrer kehren ein, trinken uns unser gutes Bier weg, und verschwinden dann wieder, die meisten auf nimmer wiedersehen. Nur Salafin ist ein treuer Besucher, letztes Mal hat er mir sogar ein Silberstück als Trinkgeld gegeben! Ich habe mich nie entschieden, was ich mit diesem Reichtum anstellen soll.
Warum ich dich, liebes Tagebuch, aber wieder in die Hand genommen habe, liegt aber daran, dass mich das Fernweh gepackt hat. Der Bürgermeister hatte überall ausgehängt, dass er Rekruten für eine gefährliche Mission sucht. Das hat mich an die guten alten Zeiten erinnert, wo ich noch mit meinem alten Meister Eregrim durch die Welt gezogen bin, um tolle Abenteuer zu erleben. Ich liebe die Taverne, den ständigen Geruch von Bier, aber wie schon Eregrim immer gesagt hat, Routine ist die Vorstufe zum Tod. Ich möchte endlich wieder etwas erleben, neue Täler sehen, Berge erklimmen und vielleicht auch den einen oder anderen Ork erledigen. Ich habe gehört, dass ein Halbork vor kurzem in die Arena eingezogen ist, und glaubt, dass er der tolle Meister ist und alle Gegner vernichten kann. Mit diesen Anfängern, die dort normalerweise auftreten, kann das schon stimmen, aber vielleicht sollte ich ihm mal einen Besuch abstatten und zeigen, wie unangenehm ein kleines Feuerchen unter dem Hintern sein kann. Aber das muss jetzt warten.
Wie auch immer, der Bürgermeister rief ja um Hilfe, dass jemand Magnimar beschützen muss. Auch wenn ich hier nicht aufgewachsen bin, habe ich mich inzwischen sehr eingelebt, und es wäre schade, wenn ich nicht in ein paar Jahrzehnten noch durch die Straßen von Magnimar schlendern und hie und da ein paar Bierchen kippen könnte. Da helfe ich doch gerne.
Bevor ich dazu aufgebrochen bin, habe ich natürlich alle meine Tränkchen hergestellt, man weiß ja nie, ob man diese nicht plötzlich braucht. Auch wenn ich das schon lange nicht mehr gemacht habe, es ging wieder wie damals bei meinem letzten großen Abenteuer mit den vielen Giftschlangen. Die Giftphiolen von denen hatte ich zum Glück noch sicher verstaut, die sind auch mitgekommen in meiner portablen Arbeitsbank. Noch zwei Fässer Bier für schlechte Zeiten dazu, und es ging los.
Wie ich dort war, hat mir der Bürgermeister auch schon gleich einen Auftrag gegeben, der aber leider nichts mit Feuerchen unter irgendwelchen Orkhintern zu tun hatte. Anscheinend gibt es eine Gruppe an Abenteurern, die schon öfters ausgeholfen haben. Sie dürften schon etwas bekannter in der Stadt sein, aber ich habe mich nie so sehr für die Gerüchteküche interessiert. Als ich diese Truppe zum ersten Mal gesehen habe, war mir etwas unwohl. Sie besteht aus zwei Mönchen, die aber unterschiedlicher nicht sein könnten. Einer davon mit riesengroßen Fäusten, die offensichtlich nur darauf warten, eingesetzt zu werden, und der andere ein Pazifist wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Außerdem ist noch eine Waldläuferin dabei, die einen Vogel als Gefährten hat, der sie sogar tragen kann. Ich kenne mich mit Pfeil und Bogen ja so überhaupt nicht aus, aber selbst ich habe sehr über die seltsamen Pfeile gestaunt, die ich da erspähen konnte. Ich hoffe nur, dass diese niemals in meine Richtung fliegen, egal ob unabsichtlich oder nicht.
Als letztes Mitglied ist noch so eine Hexe dabei, die mir gar nicht geheuer ist. Sie scheint sich in der Gruppe nicht so wohl zu fühlen, und immer ihr eigenes Süppchen zu kochen. Da bin ich nur froh, dass ich immun gegen Gifte bin. Wie die anderen in der Gruppe so seelenruhig neben ihr sitzen können, werde ich wohl noch herausfinden müssen.
Nichtsdestotrotz war mir klar, dass ich diese Leute bald befreunden sollte, wenn ich da draußen die Abenteuer, die auf uns warten, überleben will. Dank Cayden Callean wusste ich auch sofort, wie ich hier beginnen kann. Ein frohes Gebet mit viel Bier zu seinen Ehren hat uns gleich mal etwas näher gebracht.
Beim Bürgermeister dann ging es ihnen auch gleich um die Bezahlung. Eigentlich wäre mir das Abenteuer selber auch schon Bezahlung genug, aber die anderen scheinen da anderer Meinung zu sein. Der Bürgermeister scheint ihnen sehr zugetan, und bietet ihnen gleich 500 Goldmünzen pro Tag und Nase an! Ich glaube, so viel Gold habe ich seit dem tragischen Verscheiden von Eregrim nicht mehr gesehen. Ich stimme natürlich sofort zu, aber die anderen folgen mir dann erst, wie sie den Preis auf 1000 Goldmünzen gebracht haben. Ich hoffe, dass die Stadtkassen sich das leisten können, es soll ja eine lange Reise werden.
Der Bürgermeister wollte auch sogleich keine Zeit verschwenden, und brach sehr rasch mit uns auf. Dafür verwendeten wir seine offizielle Bürgermeisterkutsche! Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich in dieser einmal mitfahren darf! Sie ist sehr geräumig, und riecht wesentlich besser als ich mir das in meinen kühnsten Träumen erwartet hätte. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass da gewisse geruchsbekämpfende Flüssigkeiten im Spiel sind. Aber so etwas sollte man natürlich nicht dem Gastgeber gegenüber erwähnen, deswegen habe ich es dabei belassen, die Fahrt zu genießen.
Auf zu neuen Abenteuern!
Rae

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