Raes Tagebuch, Mühtag 26ter Neth 4707

Liebes Tagebuch,
ein verrückter Tag geht seinem Ende zu. Steinregen, lokale Wetterphänomene, Anführer-Steinriesinnen, tätowierte Runen, Bären, und vieles mehr. Auch wenn wir durch das Heimsenden des Bürgermeisters keine tägliche Bezahlung mehr bekommen, zahlt sich dieses Abenteuer auf andere Art voll und ganz aus. Aber lass mich von Anfang an erzählen:
Nach einer langen Reise mit der Bürgermeisterkutsche kamen wir an einer hohen Steinwand an. Ich habe erst gemerkt, dass wir da sind, wie die Kutsche plötzlich anhielt (die Hexe hat die Zügel an sich gerissen, und wollte niemand anderen ran lassen. War mir nur recht, mit Tieren war ich sowieso nie besonders gut, besonders welchen, die größer als ich selber sind). Da war eine riesige lange Stiege, die offensichtlich nicht für unsereins gebaut war, sondern für viel größere Reisende. Was noch faszinierender an ihr war ist, dass sie gut in Schuss ist, obwohl sie offensichtlich schon länger hier steht. Was für ein Aufwand das gewesen sein muss, diese zu bauen! Links und rechts von ihr stehen auch noch riesige Statuen mit großen gebogenen Speeren, die ein ausgezeichnetes Talent des Steinhauers offenbaren. Ich hätte ja gerne noch etwas Zeit verbracht, um von ihnen Skizzen zu machen, aber die anderen waren wirklich ungeduldig und wollten sie hinaufklettern. Ein Problem war unsere tolle Kutsche, die wir nicht mitnehmen konnten, aber auch nicht so stehen lassen wollten. Die Pferde ließen wir frei grasen in der Hoffnung, dass wir sie später wieder finden konnten, blieb nur mehr die Kutsche selber. Unser pazifistischer Mönch (Pater Braun) hatte dann den genialen Einfall, dass er sie in dieser Felsmauer einschließt mit einem Zauberspruch. Das hat auch vorzüglich geklappt, ich muss ihn mal wegen meiner Mausoleumsidee ansprechen.
Sogleich begannen wir damit, die Stufen der Stiege zu besteigen. Das stellte sich als sehr schwierig heraus, da sie höher als ich selber waren. Ich hätte meine täglichen Klimmzüge nicht so vernachlässigen sollen, aber hier habe ich eh den letzten Monat nachgeholt. Langsam aber beständig kamen wir so hinauf. Leider war das Ende der Treppe noch nicht sichtbar, da sie in den Wolken verschwand.
In etwa bei der Hälfte der Treppe passierte dann etwas sehr Ungünstiges. Wir konnten leider vorher nicht erkennen, dass ganz oben am Ende der Treppe ein paar Riesen Wache standen. Glücklicherweise konnten sie uns aber vorher auch nicht sehen. Das änderte sich dann aber schlagartig. Sie hatten oben bereits für so etwas vorgesorgt, und Steine herangetragen, die sie nun auf uns herunterregnen ließen. Ich konnte geistesgegenwärtig meinen sehr treuen, aber leider nicht mehr so wohlschmeckenden Steinhaut-Trank benutzen, daher war das nicht so ein großes Problem für mich, aber meine Weggefährten wurden sehr bald sichtlich angeschlagen.
Glücklicherweise ist Lana eine sehr gute Bogenschützin, und konnte den Riesen gutes Kontra geben. Die Hexe war da nicht so hilfreich, ist plötzlich weggeflogen, hat nur vor sich hingekichert und uns einfach so zurückgelassen. Sie war keine große Hilfe. Ich überlegte, ob ich meine Flügel auspacken soll, aber die Steine waren kein großes Problem für mich, dadurch hatte ich es nicht sehr eilig, und ich war mir nicht sicher, ob nicht nachher noch etwas kommen würde, wo sie besser eingesetzt worden wären (was leider nicht passierte).
Inzwischen hatten wir das Ende der Treppe fast erreicht, und plötzlich bildete sich ein riesiger Wirbelsturm direkt am Absatz. Ob es öfter solche seltsamen Wetterphänomene am Storvaldplateau gibt? Das hatte einerseits zur Folge, dass die Steine endlich aufhörten zu regnen, auf der anderen Seite konnten wir auch kaum mehr etwas sehen, und daher die Steinriesen nicht mehr wirklich bekämpfen. Als ich dann endlich oben war, bemerkte ich plötzlich eine große Katze, die gerade den Riesen den garaus machte! Ich wusste gar nicht, dass solche Katzen in dieser Gegend heimisch sind. Mit deren Hilfe gelang es uns dann, alle bis auf einen Steinriesen ruhig zu stellen. Dieser eine Steinriese konnte aber leider flüchten. Der Wirbelsturm war im Kampf noch wieder so plötzlich weg, wie er gekommen war, und die Katze konnte ich auch nicht mehr finden (auch keinen Kadaver). Wenn ich wieder nach Magnimar heimkomme, muss ich den Meteorologen Farasim mal dazu befragen, ob er von solchen seltsamen Erscheinungen am Storvaldplateau schon gehört hat, außerdem muss ich Salafin von dem Katzenvorkommen erzählen, ich hoffe er glaubt es mir.
Nach diesem Kampf haben wir noch die umliegenden Quartiere der Riesen durchsucht, ob irgendwelche Dinge dort herumliegen, die uns hilfreich sein könnten. Dem war leider nicht so. Daraufhin sind wir weitergegangen in die Richtung, wo der eine Riesen hingeflüchtet ist.
Nach einem langen Marsch (jetzt leider ohne Kutsche) kamen wir zu einer riesigen Hochebene, wo viele Zeltlager verstreut sind, und in der Mitte eine große Burg mit einer Burgmauer und vielen Türmen. Einer dieser Türme ist aber seltsam, und passt architektonisch so gar nicht zu den anderen. Der Bauherr war definitiv kein Zwerg. Ob Onkel Fumir immer noch das Gewerbe für Stein-Ausbesserungsarbeiten für Nichtzwerge betreibt? Habe ihn seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen.
Unser Weg führte uns zu einem kleinen vorgebauten Turm, der offensichtlich dazu da war, Leute, die von der Treppe kamen, schon von weitem zu sehen. Das war der Gruppe etwas ungeheuer, und daher wurde beschlossen, dass wir einen etwas verdeckteren Ansatz nehmen sollten. Ich brachte es leider nicht ums Herz ihnen zu sagen, dass heranschleichen keine meiner Stärken ist. Vor ein paar Monaten habe ich mal in Magnimar versucht, einem schlafenen Betrunkenen in der Taverne seinen Bierkrug zu stehlen (er hätte eh nichts mehr vertragen). Leider war ich dabei so ungeschickt, dass er trotzdem aufgewacht ist, und mir erbost das restliche Bier ins Gesicht geschüttet hat. Was für eine Verschwendung.
Glücklicherweise hatte ich einen Unsichtbarkeitstrank dabei, und so schlichen wir uns an den Turm heran, manche unsichtbar, die anderen einfach nur vorsichtig.
Dort waren dann etliche Riesen, uns sogar eine weibliche Riesin! Diese war noch dazu extra groß, und schien ihr Anführer zu sein. Außerdem war nur ein anderer Riese dabei, der komische Runen auf seinem ganzen Körper verteilt tätowiert hatte. Das muss ziemlich weh getan haben.
Ganz oben auf dem Turm war auch ein Haufen Reisig und eine Fackel zum Anzünden. Auch wenn dies vermutlich ein sehr tolles (wenn auch kurzfristiges) Lagerfeuer abgegeben hätte, hatten meine Gefährten die Angst, dass dieses als Alarmzeichen an andere Riesen in der Gegend verwendet werden sollte. Der Vorschlag, ob wir hinauffliegen sollten und uns von dort hinunterkämpfen, wurde dann aber wieder verworfen.
Unser subtiler Anschleichversuch ging dann leider etwas daneben, und die Riesen entdeckten uns. Noch dazu waren auf der anderen Seite des Turmes auch noch mehr, die daraufhin auch sofort angestürmt kamen. Daraufhin entstand ein unkoordiniertes Gemetzel, das leider einen kleinen Schwachpunkt unserer Taktik offenbarte: Dank meines treuen und leider inzwischen etwas streng riechenden Steinhauttrankes und meiner generell sehr stämmigen Statur machen mir solche Holzkeulen nicht so viel aus, aber meinen Kollegen geht es da etwas anders. Da ich aber unsichtbar war, ließen die Riesen mich in Ruhe, und gingen auf meine Mitstreiter los. Den Unsichtbarkeitstrank sollten wir wohl in Zukunft eher spärlich einsetzen.
Nichtsdestotrotz konnten wir sie niederstrecken (der Riese, der uns bei der Stiege entwischt war, war auch darunter), nur einer davon ging uns schon wieder durch die Lappen. Da müssen wir wirklich besser aufpassen. Dank ein paar Teleportationssprüche konnten wir ihn aber glücklicherweise noch einfangen, und damit etwaige Alarmierungen verhindern. Beim Turm zurück entdeckten wir, dass die Riesin sogar grade noch am Leben war. Runa sprach daraufhin ein paar seltsame Worte, und die Riesin wurde plötzlich sehr zuvorkommend und erzählte uns ihre Lebensgeschichte. Weiters kommt erst in 3 Tagen jemand vorbei, um sie abzulösen, bis dort hin sollte unser Gemetzel unentdeckt bleiben. Sie erwähnte auch, dass das Reisig am Turm oben dazu dient, dass die Burg benachrichtigt wird, wenn neue Riesen eintreffen. Wir hatten uns die Sorge also umsonst gemacht, anscheinend rechnet niemand damit, dass jemand so dumm sein könnte, mitten in die Riesenfestung einbrechen zu wollen. Ich hoffe, dass die Hexe auch nicht vor hat, uns da reinzustoßen. Immerhin hatte die Riesin eine Karte von der Hochebene dabei, damit können wir uns jetzt etwas besser orientieren. Auf dieser sind auch einige Höhlen zu sehen. Ich liebe Höhlen, ich hoffe dass wir bald zu einer davon schauen. In einer davon soll sich ein Feuerdrache befinden, den würde ich auch gerne sehen. Wie die Riesin davon erzählt, leuchten die Augen der Hexe auf, ich glaube ich werde da eh nicht lange darauf warten müssen. Vermutlich ist sie auch so angetan von dem Schatz, der sich sicherlich dort befindet.
Nachdem es daraufhin schon später am Abend war, beschlossen wir, uns ein Quartier zu suchen. Im Turm zu übernachten erschien uns etwas zu riskant. Bevor wir ihn verließen nahm ich mir aber noch etwas Reisig vom Turm oben mit. Man weiß ja nie, wann man mal ein Feuer machen muss, außerdem ist der Schlafsack, den ich in Magnimar gekauft habe, verdammt hart. Das Leben in der Menschenstadt hat mich schon total verweichlicht, früher habe ich es geliebt, auf hartem Stein zu schlafen!
Auf jeden Fall gingen wir zum nahen Gebirge und Pater Braun baute uns magisch wieder eine Höhle in einer Steinwand in der Nähe. Wenn ich diese Fähigkeit nur in meiner Jugend gehabt hätte! Wozu seine Höhle bei den Eltern daheim aufräumen, wenn man sich einfach eine neue machen kann?
Rae

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